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Quo vadis – deutsche Küche ?

Rinderroulade ● Kloß ● Rotkohl
Rinderroulade ● Kloß ● Rotkohl

Vorbemerkung

 

Eine kurze Abhandlung über die gegenwärtige Stellung der deutschen Küche zu schreiben ist nicht so einfach, wie man glaubt. Die Schwierigkeit liegt in der Verknappung, um erstens nicht zu langweilen und zweitens, viele Auffassungen gleichzeitig mit einzubeziehen, um eine gewisse Objektivität zu wahren. Das bedeutet eine umfassende Recherche, ist aber dennoch diffizil, da es sich im allgemeinen um den großen Komplex ›Essen‹ handelt. Deshalb ist dieser Artikel nur eine Übersicht ohne Anspruch auf umfassender Vollständigkeit.

 

Das Ranking der beliebtesten Küchen weltweit

 

Zu den Bereichen deutscher Kultur, über die man im Ausland am herzlichsten lacht, gehört ganz zuvorderst die deutsche Küche. Völlig zu Recht werden Deutsche international mitleidig belächelt, wenn es ums Thema Essen geht. Gut, manches sei ja schon sehr lecker, hört man dann vielleicht von besonders höflichen Gesprächspartnern: Das Schnitzel, ja, das sei doch köstlich! – Nur kommt es halt aus Österreich.

So nimmt im internationalen Ranking der beliebtesten Küchen die deutsche Küche sehr bescheiden den 15 Rang ein, wenn man Statista glauben darf. Andere urteilen noch fieser. Zumindest bleiben wir immerhin noch zwei Prozentpunkte vor den Briten. – Unbestreitbar überlegen führend sind allerdings die Italiener, gefolgt von der Chinesischen, Japanischen und Französischen Küche.

Betrachten wir Europa, so hinken wir auch hinterher, denn vor uns rangieren noch Spanien, Portugal, Griechenland und Österreich. Dabei sind die skandinavischen Küchen nicht einmal aufgelistet. Wir sind also, wenn überhaupt, siebender.

 

Die deutsche Gastronomie

 

Auf der Website ›WELT‹ war schon vor längerer Zeit zu lesen:

Die Vielfalt gastronomischer Angebote hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. In keinem Land wurde die heimische Küche dabei so stark zurückgedrängt wie hierzulande. Weltweit dominieren drei kulinarische Richtungen. Wer in Italien Urlaub macht, findet vor allem italienische Restaurants. In Griechenland dominieren griechische Gasthäuser, in der Türkei türkische. Natürlich, mag man sagen, so soll es sein. Doch andernorts ist es nicht so – vor allem nicht in Deutschland. Denn hier beherrscht nicht die deutsche Küche die Gastronomie, heimische Kost spielt hierzulande eine geringe Rolle. Hierzulande führen gerade mal 35,5 Prozent der Wirtshäuser das Etikett »deutsche Küche«. So wenige Gasthäuser mit heimischer Kost wie in Deutschland finden sich sonst nirgends. Fährt man durch unsere Lande, muss man der Recherche der ›WELT‹ nur bei einer oberflächlichen empirischen Betrachtung recht geben. Geändert hat sich seit zehn Jahren kaum etwas.

Auch in der Spitzengastronomie wird man kaum bei dem Begriff ›deutscher Küche‹ fündig. Einer unter sehr wenigen anderen Ausnahmen ist der Spitzenkoch Tim Rauhe, der nicht von ungefähr dem damaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei seinem Staats-Besuch 2013 Königsberger Klops servierte.

Aber nicht nur das. Tim Raues servierte in seinem Restaurant ›La Soupe Populaire‹ (derzeit geschlossen, d. V.), neben Königsberger Klops, auch Senfei mit Roten Beten oder Birnen, Bohnen und Speck. Der damalige bodenständige Hype deutscher Koch-Traditionen hat sich allerdings aber leider schnell gelegt …

 

Wer kocht noch am heimatlichen Herd in Deutschland?

 

 

Nicht einmal jeder vierte Deutsche benutzt noch täglich den eigenen Herd. Die meisten Bundesbürger mutieren zu neuen Koch-Typen. Das zeigt eine objektive Langzeit-Studie ›Consumers Choice ’17‹ von den Marktforschern der GfK und der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Das ist immerhin schon fünf Jahre her, aber viel verändert dürfte sich bis heute kaum verändert haben.

In Deutschland bleibt die Küche immer öfter kalt. In nicht mal mehr jedem vierten Haushalt wird täglich frisch gekocht. Doch nicht immer sind es fehlende Lust oder Bereitschaft, die hinter dem Rückzug des Alltagskochs stehen. Oftmals fehlt es schlichtweg an Zeit.

In den privaten Haushalten hat sich die Kochkultur rigoros geändert. Nicht zuletzt durch veränderte soziale und familiäre Strukturen und auch die Verhaltensweisen zum Essen. Diejenigen, die noch Sonntags einen ganzen Vormittag lang in der Küche stehen, um traditionelle deutsche Speisen zuzubereiten, werden immer älter und gehören schon fast zu den Kochfossilien. – Sie sterben langsam aus und weniges kommt nach.

Allenfalls wird heute schnell zu Haus ein italienisches oder asiatisches Gericht auf »deutsch« gebürstet, (und dabei fast regelmäßig verhunzt), mampft auf die Schnelle beim Nachhauseweg ein pappiges belegtes Brötchen am Stand einer der bekannten Fast-Food-Ketten, oder man greift ohne mit der Wimper zu zucken nicht auf die besten Convenience-Produkte der Industrie zurück und schreckt auch vor Brutalitäten wie ›Maggi-Fix für Spaghetti Bolognese‹ nicht zurück.

Neulich las ich die Veröffentlichung eines ›Rezepts‹ in einer sehr bekannten deutschen Koch-Community, bei dem Sahne-Heringe aus dem Becher und vorgegarte rote Bete der ›Hit‹ waren. Das ist wahrlich kein Einzelbeispiel. Was für ein ›Rezept‹!

Und wem das noch zu viel Arbeit macht, bestellt beim Lieferservice Grausamkeiten. Es ist alles fast das Gleiche.

Die Zukunft des deutschen heimischen Herdes sieht düster aus,

 

MEINT DIE FEINE KÜCHE


Typisch deutsch – selbst gemachter Brathering mit Bratkartoffeln
Typisch deutsch – selbst gemachter Brathering mit Bratkartoffeln

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